Die Lebenszykluskosten der verschiedenen Heizsysteme sind im LCC-Tool auf einen Blick ersichtlich.

Die Zeiten, in denen im Beschaffungswesen das Produkt mit dem tiefsten Anschaffungspreis automatisch das Rennen machte, sind längst vorbei. Produkte werden heute anhand einer umfassenden
Kostenrechnung beurteilt. Weiter sollen auch die Umweltauswirkungen der Produkte berücksichtigt werden. In der Theorie weiss das jede:r Beschaffungsspezialist:in, aber die Praxis gestaltet sich schwierig. Die LCC-Tools der Initiative Vorbild Energie und Klima helfen weiter.

Seit Beginn des Jahres ist die Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspekts
im öffentlichen Beschaffungsrecht gesetzlich verankert. Während zuvor «das wirtschaftlich günstigste» Angebot den Zuschlag erhielt, gewinnt heute «das vorteilhafteste» Angebot. Und zu diesen Vorteilen zählen geringere Umweltauswirkungen. Aber nicht nur öffentliche Betriebe, sondern auch private Unternehmen definieren für ihre Beschaffung Kriterien, um ihrer Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt gerecht zu werden.

Momentarisierung der externen Kosten
Um die Beschaffungsspezialist:innen beim Vergleich der Angebote zu unterstützen, hat die Initiative Vorbild Energie und Klima des Bundes Tools zur Berechnung der Life Cycle Costs (LCC, zu dt. Lebenszykluskosten) entwickelt. Mit diesen können die Kosten über das gesamte Produkteleben von der Anschaffung über den Betrieb bis zur Entsorgung berechnet werden. Weiter können die externen Kosten, die durch Treibhausgasemissionen entstehen, monetarisiert und in den Vergleich miteinkalkuliert werden. Die Tools wurden gemeinsam mit den Akteuren der Initiative entwickelt und werden nun von diesen im Beschaffungswesen eingesetzt. Sie stehen jedoch allen Interessierten kostenlos zur Verfügung.

Heizsysteme: Prädestiniert für die LCC-Methode
Zurzeit stehen Tools für drei Produktegruppen zur Verfügung: Gebäudetechnikanlagen (aktuell Heizungen), Fahrzeuge
(aktuell Personenwagen) und IKT-Geräte (Computer, Notebooks, Tablets etc.). Ein Ausbau auf weitere Produktegruppen ist vorgesehen. Heizungen sind prädestiniert für den Vergleich mittels LCC-Methode. Denn bei Heizsystemen gibt es deutliche Unterschiede beim Anschaffungspreis.
Das in der Anschaffung günstigere System ist jedoch oft mit höheren Energiekosten während des Betriebs verbunden. Es lohnt sich folglich, die gesamten Lebenszykluskosten zu vergleichen. Was ebenfalls für die LCC-Methode spricht, ist die Relevanz der Umweltauswirkungen von Heizsystemen. Die Raumwärme ist für 30 Prozent des inländischen Endenergieverbrauchs1 und Gebäude insgesamt sind für 24 Prozent
der Schweizer Treibhausgasemissionen2 verantwortlich.

Simon Martin von der Geschäftsstelle der Initiative Vorbild Energie und Klima gibt genauere Informationen zum LCC-Tool für Heizsysteme.

Welche Heizsysteme können im LCCTool verglichen werden?
Als vordefinierte Varianten der Wärmeerzeugung stehen Wärmepumpen, Fernwärme, Heizkessel, Solarthermie, Abwärmenutzung oder deren Kombinationen zur Verfügung.

In welcher Form wird das LCC-Tool zur Verfügung gestellt?
Es handelt sich um ein Excel-Tool, in dem die Daten zu den Wärmeerzeugern eingetragen werden. Die berechneten Ergebnisse der Varianten werden als Werte und in Grafiken einander gegenübergestellt.
Bei Bedarf kann das Tool an eigene Bedürfnisse angepasst oder erweitert werden.

Welche Parameter werden vom LCCTool berücksichtigt?
Verschiedene Parameter wie Wärmebedarf, Wirkungsgrad, Energie-, Wartungsund Betriebskosten oder bei Wärmepumpen der Strommix werden unterschieden. Optional können die Investitionskosten und die Lebensdauer detailliert für einzelne Komponenten der Wärmeerzeuger
erfasst werden und nicht nur für das Gesamtsystem.

Wie werden die Umweltauswirkungen im LCC-Tool ausgewiesen?
Die Treibhausgase, die durch die Erstellung und Entsorgung des Wärmeerzeugers sowie während des Betriebs über die gesamte Lebensdauer des Heizsystems verursacht werden, werden als CO2-
Äquivalente berechnet. Zusätzlich werden die Umweltbelastungspunkte (UBP), das heisst die Punkte aus der Ökobilanz, für die Erstellung, Entsorgung und den Betrieb ausgewiesen. Aktuell können im Tool die
Treibhausgasemissionen monetarisiert und so optional in den Kosten-Vergleich einbezogen werden. Zur Monetarisierung der weiteren Umweltauswirkungen fehlen aktuell noch die Datengrundlagen.

Wie werden die Resultate des LCCTools dargestellt?
Als Resultat gibt das Tool die Lebenszykluskosten der zu vergleichenden Produkte in einfach interpretierbaren Grafiken aus. So wird beispielsweise grafisch ersichtlich, ob und wie lange es dauert, bis eine Wärmeerzeugung
mit höheren Anfangsinvestitionen aufgrund von geringeren Betriebskosten
insgesamt preiswerter als eine Wärmeerzeugung mit tieferen Anfangsinvestitionen wird.

An wen richtet sich das LCC-Tool?
Das Tool richtet sich in erster Linie an Beschaffungsspezialist:innen, unabhängig davon, ob diese in einem KMU, Konzern oder der öffentlichen Verwaltung tätig sind. Es kann aber auch weiteren Nutzergruppen dienlich sein. Dank vielen Standardwerten sind einfache Vergleiche bereits mit wenigen Angaben möglich. Die Standardwerte können jedoch auch überschrieben werden. Dies ermöglicht den Einsatz des Tools für verschiedene Bedürfnisse und Detaillierungsgrade.

Vorbild Energie und Klima
Die Initiative Vorbild Energie und Klima ist eine von zwölf Massnahmen der Energiestrategie In ihrem Rahmen engagieren sich die Bundesverwaltung und bundes- und kantonsnahe Unternehmen gemeinsam, ihren Beitrag zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf unter 1.5 Grad zu leisten. Dazu verbessern sie laufend ihre Energieeffizienz und steigen auf erneuerbare Energien um. Sie berichten transparent über ihre Zielerreichung und teilen ihre Erfahrungen, damit auch weitere Unternehmen und Organisationen davon profitieren können. Aktuell gehören folgende Akteure dazu: die Schweizerische Post, der ETH-Bereich, die Flughafen Zürich AG, Genève Aéroport, PostAuto, PostFinance, die RUAG MRO Holding AG, die SBB, die SIG, Skyguide, die SRG, die Suva, Swisscom, das VBS und die zivile Bundesverwaltung.

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