von Peter Kieffer, Country Manager Schweiz
So wie die Menschen im Alltag digitale Kommunikationstechnik mit intelligenten Ge-räten – Smart Phones – selbstverständlich nutzen, schreitet auch die „Smartisierung“ der Energieversorgung mit grossen Schritten voran. Der Wandel findet mit atembe-raubender Geschwindigkeit statt, und dies im europäischen Umland genauso wie in der Schweiz. Für Landis+Gyr steht dabei das Smart Metering im Zentrum, nicht nur um die Stromrechnung öfters und detaillierter ausstellen zu können, sondern auch als wichtige Sensorik-Infrastruktur und damit wesentlicher Bestandteil des intelligenten Netzes der Zukunft– des Smart Grid und der vernetzten Städten von morgen – die Smart Communities. Landis+Gyr ist stolz darauf, an vorderster Front diese Digitalisie-rungswelle mitzugestalten.

Während die einen Energieversorgungsunternehmen den Nutzen von smarter Tech-nologie bereits klar erkennen und entsprechende Grossprojekte in Planung oder be-reits in der Umsetzung haben, sind andere noch zurückhaltender und warten ab.

Gründe für ein zögerliches Vorgehen gibt es viele. So nennen die einen die noch nicht ausgereifte Technik, andere die unbestimmten regulatorisch- rechtlichen Rahmenbe-dingungen, und wieder anderen ist die Finanzierung der beträchtlichen Investitionen und die Kostenabwälzung noch zu wenig klar.

Es steht uns nicht an, das Verhalten in die Kategorien „richtig“ oder „falsch“ einzustu-fen. Dies kann erst die Zukunft zeigen. Einzig der Gedanke sei erlaubt, dass es dann-zumal vielleicht zu spät ist, manche Chancen vertan und Positionen besetzt sind. Da-her lohnt sich die nochmalige kritische Betrachtung der Ausgangslage für die Investi-tion in Smart Metering Technologie auf dem heutigen Wissensstand Sommer 2012 allemal.

Wer die Technik für noch nicht ausgereift hält, hat Recht. Dieses Argument sticht immer, da wir es mit einer Technologie zu tun haben – Kommunikationstechnologie und Datenverarbeitungstechnik – die genau genommen nie, oder zumindest die nächsten Jahrzehnte nie ausgereift sein wird. Nun trifft eine sich rasch entwickelnde Technik auf ein Anwendungsgebiet, dessen Strukturen für Zeiträume im hohen zwei-stelligen Jahresbereich konzipiert sind. Das führt zwangsläufig zu Misstrauen, zu Un-sicherheit und letztlich zu zurückhaltendem Investitionsverhalten. Deshalb ist die Frage nach dem Reifegrad der Technik im Grunde falsch. Viel wichtiger wäre die Fra-ge, ob die heute zur Verfügung stehende Technik die heutigen Bedürfnisse decken kann, und ob sie (die heute zur Verfügung stehende Technik) durch Weiterentwick-lung dahingehend angepasst werden kann, um auch mögliche künftige Bedürfnisse abdecken zu können.

Landis+Gyr begegnet diesem Technologiekonflikt mit einem modularen Aufbau der Zähler. Für die Messtechnik und alle metrologisch relevanten Funktionen steht ein Zähler in bewährter Bauweise zur Verfügung, der in sich abgeschlossen ist, und in ei-nem Modulschacht über eine rückwirkungsfreie Schnittstelle mit einem Kommunika-tionsmodul verbunden ist. So kann die Datenübertragung bei Bedarf ausgetauscht, Kommunikationsmodule können von Landis+Gyr oder sogar von Drittherstellern ein-gesetzt werden, ohne den Zähler austauschen zu müssen, und sogar ohne den Haus-halt vom Stromnetz trennen zu müssen.

Ein Zeichen für den Reifegrad  einer Technologie ist deren Verbreitung, den Grad der Standardisierung und die Möglichkeit zur Interoperabilität. Das gesamte Lösungsport-folio der Landis+Gyr ist auf diese Zielsetzung – Standardisierung und Interoperabilität – ausgerichtet. Das gibt dem Energieversorger die Sicherheit, sich nicht durch den Systementscheid auf Jahre oder Jahrzehnte hinaus in eine Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter oder einer Technologie begeben zu müssen.

Wir meinen: kein Grund, jetzt nicht den Schritt in die Zukunft zu machen und in die Smart Metering Infrastruktur zu investieren.
Die regulatorisch- rechtlichen Rahmenbedingungen sind unklar. Alle warten auf „den Bund“, sprich den Gesetzgeber, bzw. den Regulator. Im Grunde genommen muss die-ser nur sicherstellen, dass durch Gesetz und Verordnung gegebene Rahmen eingehal-ten wird. Es ist eine Binsenwahrheit, dass jeder Gesetzestext Interpretationsspiel-raum lässt, und hier liegt bislang der Hase im Pfeffer.  Ärger in der Branche, Rekurse, unzählige Diskussionen und letztlich zurückhaltendes Investitionsverhalten sind die Folge.

Dies mag bei jenen Energieversorgern zutreffen, die sich nur daran orientieren, was die Ablesung der Zählerstände bisher gekostet hat, und die sich nun fragen, ob sie die Mehrkosten dem Endverbraucher belasten dürfen oder nicht. Hierzu hat sich der Re-gulator geäussert und dies nicht im Sinne einer Förderung von Investitionen für Smart Metering. Damit hat die Elektrizitätskommission ElCom sich aber nicht gegen Smart Metering per se geäussert, sondern gegen die „schmalbandige“ Betrachtungsweise. Der Regulator – dies ist zumindest unsere Interpretation – ist sich des Nutzens von Smart Metering durchwegs bewusst. Dieser geht eben weit über das automatische Zählerstanderfassen hinaus. Und darum stellt sich für die ElCom konsequenterweise nicht die Frage der Überwälzung von Mehrkosten auf den Endverbraucher. Die Nutzniesser von Smart Metering sind vielfältig, und entsprechend sollen auch die Kosten einer solchen Infrastruktur den vielen Nutzniessern belastet werden.

Die Energieministerin hat dazu eine fundierte Entscheidgrundlage erarbeiten lassen. Das Bundesamt für Energie hat in der Folge die Studie „Smart Metering Impact Assessment“ in Auftrag gegeben, deren Schlussbericht seit Frühsommer öffentlich aufliegt. Die Ergebnisse sollen in die Revisionsarbeiten am Gesetz und der Verordnung einfliessen. Dafür werden im Herbst Arbeitsgruppen ihre Bleistifte spitzen.
Und das Ziel: Regulatorisch- rechtliche Klarheit schaffen.
Wir meinen: wer heute schon den Nutzen von Smart Metering in seiner vollen Breite und Facettenvielfalt erkennt und in seinem Unternehmen umsetzen kann, braucht nicht auf den Regulator zu warten.

Finanzielle Aspekte sind wichtige – wenn nicht die wichtigsten – Kriterien für den In-vestitionsentscheid in eine Smart Metering Infrastruktur. Kein seriöser Unternehmer würde es verantworten können, ein Projekt zu lancieren, dessen Return-on-Investment nicht auf dem Investitionsantrag klar ausgewiesen werden kann, und des-sen Risiken sich nicht abschätzbar (und bezifferbar) sind. Bisher wurde über einen Zeitraum von 20 Jahren die Zähler-Infrastruktur in handlichen 5% Schritten erneuert, in der Smart Technologie gehen durch einen schrittweisen Ausbau wesentliche Nut-zenaspekte verloren, wodurch zwar die jährlichen Investitionen tief bleiben, der Bu-siness Case sich aber unter Umständen aber in den Anfangsjahren aufgrund der nur homöopathisch verteilten neuen Technik ebenfalls über lange Jahre nicht rechnet.

Das Risiko, falsch investiert zu haben und schon nach wenigen Jahren alles wieder auswechseln zu müssen, lässt sich durch geeignete Wahl der Technik, und durch ein auf langfristige Partnerschaft ausgelegtes Vertragswerk deutlich mindern. Hilfreich ist dabei eine Gesamtkostenbetrachtung über die geplante Systembetriebsdauer anstelle der reinen System- und Geräte-Beschaffungskosten.
Wir meinen: Jeder Energieversorger braucht eine Metering Infrastruktur, um sein Produkt, die verkaufte Energie, verrechnen zu können. Und er braucht eine Betriebs-infrastruktur, um sein Netz optimal nutzen, instand halten und weiter ausbauen zu können. Mit anderen Worten: es stellt sich nicht die Frage, ob investiert werden soll oder nicht, sondern ob die Investitionen in konventionelle Technik oder in zukunfts-orientierte Smart Technologiegetätigt werden. „Smartisierung“ der Energieversor-gung mit grossen Schritten voran.

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