Hier bestimmt Nachhaltigkeit die Form, und diese kühne Form erregt Aufsehen.
Das „Marxer Active Energy Building“ in Vaduz versorgt auch die umliegenden Gebäude mit Solarstrom. Der Umgang mit Wärme und Kälte entspringt einem ebenso neuen Denkansatz. Hoval setzt ihn begeistert um.

Es braucht Visionen und Mut, so zu bauen. Die Familie Marxer hat beides, das Architektenpaar Anton Falkeis und Cornelia Falkeis-Senn ebenso. „Städte sind heute verantwortlich für 75% des weltweiten Energieverbrauchs, und sie stossen 80% des Kohlendioxids aus, das die Menschheit verursacht“, sagt Anton Falkeis.
„Um dieser rapiden Entwicklung Einhalt zu gebieten, müssen wir neue städtische Strukturen entwickeln, die Energieverbrauch und Schadstoffemissionen reduzieren.“ Anton Falkeis und Cornelia Falkeis-Senn haben dazu intensiv geforscht, auch zusammen mit der Hochschule Luzern. Das „Marxer Active Energy Building“ ist die Antwort.

Solarstrom fürs ganze Cluster
Das architektonisch auffallende Haus mit seinen zwölf Wohnungen trägt  ein ganzes Energieproduktionssystem in sich. An der Südfassade des Hauses generieren Photovoltaik-Module Sonnenstrom, auf dem Dach richten sich bewegliche Solar-Flügel nach dem Stand der Sonne aus. Damit erzeugt das Haus so viel Strom, dass über den Eigenbedarf hinaus die umliegenden Gebäude versorgt oder elektrische Energie in das öffentliche Netz eingespeist werden kann. „Wir realisieren damit die Cluster-Idee“, so Anton Falkeis, „wonach in Städten mehrere Häuser durch  ein ‚Active Energy Building‘ mit Strom beliefert werden.“ Aus eigener Kraft kann das „Marxer Active Energy Buildig“ deshalb auch die Sole/Wasser- Wärmepumpe Thermalia® dual H (46), den Pufferspei-cher EnerVal (1000), den Warmwasserbereiter CombiVal CSR (1250) und die Komfortlüftungsgeräte  Home-Vent® betreiben.

Kälte und Wärme aus Klima-Flügeln
Die Ost- und die Westfassade des vierten Obergeschosses sind mit von falkeis2architects entwickelten Klima- Flügeln ausgestattet, die bereits patentiert sind: Sie enthalten Phasen- Wechsel- oder Phase-Change-Material  (PCM), das sich je nach Aussentemperatur verflüssigt oder verfestigt. Während des Aggregatswechsels lagert das PCM Wärme oder Kälte ein. Die Klima-Flügel werden so zu Latentspeichern.
„Auf der Ostseite“, so Cornelia Falkeis-Senn, „öffnen sich die Flügel für die Nacht, um Weltraumstrahlung und somit Kälte aufzunehmen.“ Diese Kälte wird dann tagsüber, wenn die Flügel geschlossen sind, bei Bedarf direkt in den  Raum abgegeben.
Auf der Westseite sind die Flügel dagegen tagsüber aufgeklappt. Die Wärme, die sie aufnehmen und spei- chern, wird direkt ins Lüftungssystem eingespeist. Dazu sind die Zuluft- Kanäle je zwischen den beiden Komfortlüftungsgeräten HomeVent® comfort FR (250) und HomeVent® comfort (180) und ihren Auslasselementen  über Umstellklappen mit den PCM-Heizflügeln verbunden. Deren Regeleinheit wählt, ob die vom HomeVent® kommende Zuluft noch über die PCM-Flügel strömt und diese dort nacherwärmt wird, bevor sie in die Räume des dritten und des vierten Obergeschosses strömt.

Stützen für  flexible Raumgestaltung
Auf Zukunft ausgerichtet ist auch die Tragstruktur des Hauses: Frei stehende A- und V-förmige Betonstützen, deren Formen der Natur abgeschaut sind, nehmen sowohl vertikale als auch horizontale Kräfte auf und erlauben flexible Grundrisse: Je nach Bedarf können Räume vergrössert oder verkleinert werden – die Statik bleibt dieselbe. In den gediegenen Wohnräumen wirken die Stützen wie Skulpturen. Die Nachhaltigkeit des
„Marxer Active Energy Building“ beeindruckt – sowohl ökologisch als auch ästhetisch.
Anton: „Wir haben mit dem Projekt nachgewiesen, dass die von uns neu entwickelte Technologie in einer hochkomplexen Form umsetzbar ist. Die Realisierung weniger komplexer Strukturen ist Ziel unserer weiteren Forschungen.“