Damit die Schweiz die Ziele der Energiestrategie 2050 erreicht, müssen
zusätzliche erneuerbare Energiequellen erschlossen werden. Windenergie ist in der Schweiz noch wenig genutzt, aber hat ein riesiges Potential. Vor allem im Winter kann Windenergie die Lücken in der schweizerischen Stromproduktion schliessen.

Die Schweiz investiert bereits in eine erneuerbare Zukunft. Solar- und Wasserkraftwerke produzieren grosse Mengen von dem täglichen Strombedarf. Beide Technologien produzieren im Sommer mehr Strom als im Winter. Im Winter beschränken die kürzeren Tage die Sonnenstunden für Solaranlagen und Niederschläge fallen häufig als Schnee, so dass nicht gleich viel Wasser für die Wasserkraftwerke zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass die Schweiz in den Wintermonaten mit dem höchsten Stromverbrauch für Beleuchtung und Heizen am meisten von Stromimporten abhängig ist.

Windenergie kann diese Lücke schliessen und die Abhängigkeit aufheben. Für Windenergieanlagen sind die Wintermonate die profitabelsten. Dann hat die Schweiz am meisten Winde und könnte grosse Mengen an Strom produzieren. Etwa zwei Drittel der Jahresproduktion bei Windenergieanlagen fallen in das Winterhalbjahr. Die Schweiz kann die Windenergie noch stark ausbauen. Weniger als 1Prozent des Schweizer Stroms kommt aus Windenergieanlagen. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Der Vergleich mit anderen Binnenländern zeigt, wie gross das Potential ist. Österreich produziert bereits 13Prozent des Energiebedarfs mit Windenergie.

Die Schweiz hat im ganzen Land verteilt gut geeignete Standorte für Windräder: vom Jurabogen über das Mittelland bis zu den Voralpen und Alpen.

WINDRÄDER SIND LEISER ALS DAS DURCHSCHNITTSBÜRO
Windräder nutzen die kinetische Energie der anströmenden Luft zur Rotation der Flügel. Die auf diese Weise erzeugte mechanische Energie wird von einem Generator in Strom umgewandelt. Die Bewegung der Flügel verursacht Geräusche. Für diese Geräusche gelten jedoch die strengen Grenzwerte der Lärmschutzverordnung. Die Flügel haben z.B. gebogene Blattenden und Kämme an der Hinterkante, um möglichst leise zu rotieren. Diese Massnahmen ermöglichen es, genau unterhalb von einem Windrad eine Unterhaltung im normalen Plauderton zu führen. Die Windräder sind bei Messungen sogar leiser als ein durchschnittlicher Geräuschpegel in einem Büro. Mit diesen geringen Lärmemissionen haben auch die Wild- und Nutztiere kein Problem. Die Erfahrung aus Deutschland zeigt, dass sich die Tiere schnell an die Windräder gewöhnen und sie nicht weiter beachten.

VERFAHREN VEREINFACHEN
Im Schnitt dauert ein Verfahren rund 20Jahre. Mit derartigen Fristen liessen sich die Ausbauziele nicht erreichen, befand der Bundesrat im Februar 2022, und erklärte, die Planungs- und Bewilligungsverfahren für die bedeutendsten Windenergieanlagen müssten vereinfacht und gestrafft werden. Beispielweise soll ein Projekt künftig nur noch einmal bis vor Bundesgericht angefochten werden können und nicht, wie heute, in jeder Bewilligungsetappe.

TRANSPARENZ ALS SCHLÜSSEL
Ganz allgemein scheint Transparenz der Schlüsselfaktor zu sein, wenn es darum geht, Zustimmung für Windkraftprojekte zu erreichen. Dies zeigte kürzlich eine Veranstaltung zur «sozialen Akzeptanz der Energiewende» des Instituts für Wirtschaft und Ökologie der Universität St.Gallen. Zentral seien Faktoren wie Fairness, die Einbindung lokaler Akteure, aber auch die finanzielle Beteiligung von Bürgerinnen Bürgern und Gemeinden. Wie das aussehen kann, zeigt zum Beispiel der Windpark von St. Brais im Kanton Jura, bei dem die lokale Bevölkerung zu Vorzugsbedingungen Aktien zeichnen konnte. Die Anlage von Charrat im Unterwallis wiederum, die möglichst bald ausgebaut werden soll, ist zur Hälfte im Besitz der umliegenden Gemeinden.

Die Bodenbelastung durch Windräder ist klein verglichen mit anderen Energieanlagen. Landwirtschaftliche Betriebe können die Fläche unterhalb des Windrades auch während dem Betrieb weiterhin bewirtschaften. Der Rückbau einer Windenergieanlage dauert maximal einen Monat, verursacht keine zusätzlichen Kosten und hinterlässt keine sichtbaren Spuren. Windparks werden meist schon vor dem Bau dazu verpflichtet, Geld für einen Rückbau anzulegen. Zum Rückbau gehören auch
das Entfernen der elektrischen Zuleitungen und der Zufahrtswege.

DAS MÜSSEN SIE WISSEN
x 6Monate
Ein Windrad produziert während 20 bis 25Jahren rund 40Mal soviel
Energie, wie für die Herstellung, Betrieb und Entsorgung nötig sind.
x 937Erdumfahrungen
Ein Windrad erzeugt genug Strom, um mit einem Elektroauto 20Jahre
lang jedes Jahr 937Mal um die Erde zu fahren.