Die Schweiz steht vor einer ihrer größten Herausforderungen in der Energiewende: der nachhaltigen Sicherstellung der Stromversorgung – insbesondere im Winter. Während die Zubauzahlen bei Solaranlagen seit Jahren stark ansteigen, zeigt die saisonale Elektrizitätsbilanz deutlich: Im Sommer produziert die Schweiz zu viel Strom, im Winter zu wenig.
Hinzu kommt die Besonderheit des Schweizer Systems – kaum Freiflächenanlagen für Photovoltaik, dafür viele kleine, dezentrale Aufdachanlagen, die in die Verteilnetze integriert werden müssen. Für die Verteilnetzbetreiber bedeutet dies: Sie stehen im Zentrum der Transformation – und brauchen dringend neue, digitale Werkzeuge, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Die neue Realität der Netzplanung
Klassische Planungsprozesse, die auf wenigen Referenznetzen und statischen Annahmen beruhen, geraten angesichts des dezentralen Ausbaus zunehmend an ihre Grenzen. Neue Lastprofile (z. B. durch Wärmepumpen und E-Mobilität), volatile Erzeugung und Unsicherheiten in der Entwicklung erfordern eine neue Planungslogik: vorausschauend, datenbasiert, simulationsgestützt.
Genau hier setzen Netzstudien als elementare Basis für eine effektive Zielnetzplanung an. Die Zielnetzplanung beschreibt den langfristig angestrebten Zustand des Verteilnetzes – möglichst kosteneffizient und leistungsfähig. Netzstudien wiederum simulieren unterschiedliche Szenarien, etwa wie sich ein beschleunigter PV-Zubau oder kommunale Wärmeplanung auf die Netzauslastung auswirken. Die Kombination beider Methoden bildet die Grundlage für strategisch abgesicherte Investitionsentscheidungen – und reduziert gleichzeitig das Risiko von Fehlinvestitionen oder Redundanzen.
Software für Netzsimulation als Schlüsseltechnologie
Um Zielnetzplanung und Netzstudien überhaupt praktikabel umzusetzen, braucht es leistungsfähige Softwarelösungen. Ein digitales Netzmodell, das alle Spannungsebenen, Betriebsmittel und Lasten abbildet, ist der Ausgangspunkt. Von dort aus werden mit Hilfe von Netzsimulationen – basierend auf Zeitreihen oder Gleichzeitigkeitsfaktoren – verschiedene Zukunftsszenarien berechnet und bewertet.
Mit der Intelligent Grid Platform (IGP) bietet der deutsche Smart Grid Provider envelio eine modulare Softwarelösung, die genau dies ermöglicht:
- Die App Netzstudie erlaubt die einfache Erstellung und Bewertung von Szenarioanalysen – z. B. basierend auf dem geplanten Ausbau von PV-Anlagen, Ladepunkten oder Wärmepumpen. Dabei können auch Daten aus der kommunalen Wärmeplanung integriert werden.
- Die App Netzplanung leitet für diese Szenarien konkrete Maßnahmen zur Netzverstärkung oder zum Netzausbau ab – etwa durch neue Trafostationen oder Leitungsverstärkungen.
Differenzierung von envelio: Mehr als klassische Planung
envelio differenziert sich im Markt durch einen integrierten Ansatz, der Netztransparenz, Datenqualität und Flexibilitätsmanagement miteinander kombiniert:
- Mit der Software-Applikation Netztransparenz wird ein rechenfähiges Netzmodell erstellt – durch Zusammenführung von Daten zu Betriebsmitteln, Netzstruktur und Topologie sowie zur Versorgungsaufgabe.
- Entscheidend ist der hohe Automatisierungs- und Skalierungsgrad der Plattform: Mit envelios Netzstudien und Zielnetzplanung lassen sich tausende Netze vollständig und detailliert simulieren, statt wie bisher üblich nur einzelne Referenznetze zu analysieren.
- Flexible Steuerungskonzepte, wie sie in der Schweiz immer wichtiger werden, weil z.B. Wasserkraft nur temporär zur Verfügung steht, können mitgedacht und vorbereitet werden.
Die neue Effizienz für Netzplanung und Betrieb
Die Verteilnetze stehen unter Druck – doch die Abteilungen für Planung, Betrieb und Asset Management agieren oft noch isoliert voneinander. Diese Fragmentierung führt zu ineffizientem Ressourceneinsatz und unkoordinierten Entscheidungen. Mit dem PlanOps-Ansatz lassen sich diese Bereiche eng verzahnen, um Planungsprozesse besser abzustimmen, Ressourcen gezielter einzusetzen und die Netze fit für die Zukunft zu machen. Inspiriert vom DevOps-Prinzip der IT fördert PlanOps eine kontinuierliche Zusammenarbeit von Netzplanung und Betrieb. Die Grundlage bildet der digitale Zwilling der Netze – ein einheitliches Netzmodell, das kontinuierlich mit aktuellen Daten angereichert wird und abteilungsübergreifend zur Verfügung steht.
So profitieren Schweizer Verteilnetzbetreiber
Für Netzbetreiber in der Schweiz ergibt sich daraus ein klarer Mehrwert:
- Investitionssicherheit: Die Simulation realistischer Szenarien reduziert Unsicherheiten und ermöglicht eine zielgerichtete Planung.
- Transparenz: „Blinde Flecken“ in den Mittel- und Niederspannungsnetzen werden sichtbar gemacht.
- Effizienz: Automatisierte Berechnungen verkürzen die Planungszyklen und senken die Kosten.
- Proaktive Planung: Netzbetreiber können sich frühzeitig auf infrastrukturelle oder regulatorische Anforderungen einstellen – etwa in Bezug auf Versorgungssicherheit im Winter oder EU-Anbindung.
Fazit: Die Zukunft der Netze wird simuliert
Die Energiewende ist für die Schweiz ein Generationenprojekt und eine Herkulesaufgabe – das betont nicht zuletzt auch Swissgrid-CEO Yves Zumwald in einem Vortrag auf der diesjährigen Energiekongress EPCON. Umso wichtiger ist es, jetzt die richtigen Weichen zu stellen.
Zielnetzplanung und Netzstudien sind keine theoretischen Spielereien, sondern das Fundament für eine belastbare, nachhaltige Netzstrategie. Mit intelligenter Netzsimulation Software wie der IGP von envelio können Verteilnetzbetreiber den Wandel aktiv gestalten – und dabei Versorgungssicherheit, Investitionssicherheit und Effizienz gleichermaßen in Einklang bringen.