Grosser Koordinationsbedarf: Tony Kluser (Mitte), Leiter Entwicklung Transformation, bespricht den Stand eines Wärmeverbunds mit zwei seiner Mitarbeitenden.

Das Wort Transformation ist in aller Munde. Doch was bedeutet diese «Umwandlung» der Energieversorgung genau? Begleiten wir Tony Kluser, Leiter Entwicklung Transformation bei Energie 360°. Zusammen mit seinem Team realisiert er in der Stadt Zürich Wärmeverbünde auf Basis von erneuerbaren Energien – und löst so die fossile Gasversorgung Stück für Stück ab.

Es sind spannende Zeiten für Energie 360° und die Stadt Zürich. Die Energieversorgung ist im Umbruch – und wir als Energie 360° sind mittendrin. «Transformation » bedeutet die schrittweise Abkehr
von einer fossilen Energieversorgung mittels Öl oder Gas hin zu einer Versorgung mit erneuerbaren Energien. Wir haben nichts weniger vor, als die Energieversorgung der grössten Schweizer Stadt zu transformieren. Und dies möchten wir in wenigen Jahren bewerkstelligen.

Wir planen an verschiedenen Orten in der Stadt Zürich Energieverbünde und setzen diese um. Dabei nutzen wir vorhandene Abwärme beispielsweise aus Kehrrichtverbrennungsanlagen oder des Abwassers zum
Heizen – oder See- und Grundwasser zur Erzeugung von Wärme und Kälte. Denn wozu fossile Brennstoffe einsetzen, wenn wir mit lokal verfügbarer, erneuerbarer Energie heizen oder kühlen können? Mit Energieverbünden
tragen wir dazu bei, den CO2-Ausstoss pro Person zu reduzieren und helfen mit, den Auftrag des Zürcher Stimmvolkes umzusetzen. Die energietechnische Transformation von Zürich ist ein Gemeinschaftsprojekt,
das nur gelingen kann, wenn alle beteiligten Partner am gleichen Strick ziehen. Wir arbeiten eng mit ERZ Entsorgung + Recycling Zürich und dem EWZ, dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich, zusammen.

Einen Energieverbund aufzusetzen, ist ein iterativer Prozess. Man beginnt im Grossen, plant auf Quartierebene und setzt ein erstes grobes Netz auf. Mit fortschreitender Projektentwicklung ergibt sich ein immer klareres
und genaueres Bild, wie der Energieverbund dereinst aussehen wird. Bis zur Realisierung der einzelnen Hausanschlüsse dauert es meist mehrere Jahre.

Mein Team aus Ingenieuren plant den Verbund, berechnet die Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit und begleitet die Umsetzung des Projekts. Dies bedeutet viel Konzept- und Planungsarbeit. So nutzen wir auch Geodaten zur Berechnung von Wärme- und Anschlussdichte in einem Quartier. Zwei wichtige Kennzahlen, die darüber mitentscheiden, ob ein Wärmeverbund machbar ist und sich finanziell auch rechnet.

Es ist aber unumgänglich, sich auch vor Ort ein konkretes Bild zu machen. Bei der Roten Fabrik beispielweise bauen wir die Seewasserfassung für einen Wärmeverbund, der mehrere hundert Gebäude in Zürich-Wollishofen mit Wärme versorgen wird. Die entscheidenden Fragen lauten: Wo kommt die Pumpstation zu stehen? Wo ist Platz für die Heizzentrale? Wie werden die Leitungen im Quartier verlaufen?

Wir planen, das Wasser in Wollishofen in einer Tiefe von 30 Metern zu entnehmen. Denn in dieser Tiefe weist der See eine konstante Temperatur zwischen vier und sieben Grad auf. Die Energie des Seewassers wird dann auf das Wasser des Heizungskreislaufs übertragen, mittels Wärmepumpen auf 75° C gebracht und zum Heizen ins Quartier geleitet. Eine einfache und ökologische Lösung.

An sehr kalten Tagen laufen alle Heizungen auf Hochtouren. Diesen punktuell aussergewöhnlich hohen Wärmebedarf – die Spitzenlast, wie wir in der Branche sagen – decken wir in Fall von Wollishofen mit Erdoder
Biogas. Gas bedeutet Verbrennung und dies wiederum bedingt einen Kamin
für die Heizzentrale. Aus diesem Grund möchten wir die Heizzentrale auf dem Gelände der Roten Fabrik bauen, denn dort gibt es bereits einen schönen, alten Kamin. Begehungen vor Ort machen wir am liebsten an kalten Tagen. Denn anhand von austretendem Dampf oder Rauch erkennen wir, welche Kamine noch in Betrieb sind und welche nicht.

Erfolgreiche Transformation bedingt ein Zusammenspiel von verschiedenen Akteuren und ist – gerade in der Stadt Zürich – auch ein politischer Prozess. Es sind viele Behörden, Firmen und Stakeholder involviert, die ganz unterschiedliche und teils gegensätzliche Interessen haben. Und natürlich gilt es, die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden bestmöglich zu berücksichtigen. Meine Aufgabe dabei ist es, Zusammenhänge aufzuzeigen, zu überzeugen, zu vermitteln und je nachdem für Verständnis zu werben. Ich bin mir auch bewusst, wo wir, als ehemals reine Gasversorgerin, herkommen. Meine tägliche Arbeit im städtischen Umfeld zeigt mir aber auch klar, wo wir hinwollen und -müssen. Denn, die Transformation findet auch innerhalb unserer Firma,
Energie 360°, statt. Wir wandeln ein jahrzehntealtes Geschäftsmodell, das auf fossilen Energien fusst, in ein neues zukunftsgerichtetes um. Wir transformieren auch uns, Schritt für Schritt in eine nachhaltige und erneuerbare Energiezukunft. Die Transformation ist wichtig und gut. Dabei mitzuhelfen und etwas zu bewirken, das ist mein Antrieb.

www.energie360.ch

Tony Kluser, Leiter Entwicklung Transformation bei Energie 360°.